Wie passen Scrum, Lean, SAFe, LeSS, Design Thinking und Lean Startup zusammen?

Inzwischen gibt es in der Welt von Lean und Agile viele Rahmenwerke, sowie Sammlungen von Praktiken und Methoden, die alle sehr verschieden zu sein scheinen, aber ähnliche oder sogar gleiche Werte haben. Zum Teil beschreiben sie sogar gleiche Dinge, benennen sie aber verschieden. Leider entsteht hierdurch bei vielen eine große Verwirrung, die der agilen Bewegung eher schadet, als nützt. Außerdem ist häufig nicht klar, ob die verschiedenen Methoden und Frameworks alternativ (d.h. ausschließlich) oder kombiniert einsetzbar sind.

Im Folgenden möchte ich versuchen, die am meisten verbreiteten Frameworks einzuordnen und innerhalb des P4-Frameworks sinnvoll zu kombinieren.

Insbesondere die Rolle von Scrum möchte ich hierbei klären. Dazu verwende ich eine Metapher aus dem Computer-Umfeld:

Das Team stellt dabei die Computer-Hardware dar, die die Arbeiten ausführt. Ein Team mit einer Maschine zu vergleichen halte ich zwar grundsätzlich für schlecht; hier ist es jedoch ausnahmsweise eine geeignete Metapher. Ein Computer stellt ein interdisziplinäres bzw. cross-funktionales System mit spezialisierten Komponenten dar, hier mit den verschiedenen Kompetenzen der Team-Mitglieder.

Scrum ist in dieser Metapher das Betriebssystem des Teams. Es gibt den Rhythmus und die Prioritäten zum Planen und Wechseln zwischen verschiedenen Arbeitsabläufen vor, so wie ein Computer-Betriebssystem den verschiedenen Programme zur Laufzeit Rechenzeit zuweist. Die verschiedenen Aufgaben sind:
  • Anwendungsprogramme starten und stoppen (hier Projekte und Initiativen)
  • Priorisierung von Programmen
  • Kommunikation und Synchronisation zwischen Programmen und anderen Computern (Initiativen und Teams)

Lean-Startup und Design-Thinking sind dabei Anwendungsprogramme, die sich bei jeder Initiative unterscheiden können: Sie definieren, was im Backlog enthalten ist. Scrum definiert, wie es ausgeführt wird.

Durch diese Arbeitsweise ergeben sich mehrere Vorteile: Stabile Teams müssen nicht überlegen, ob sie als nächstes mit Scrum oder Design-Thinking oder Lean-Startup arbeiten, da Scrum die Basisstruktur definiert und damit ständig erhalten bleibt.

Auch ergänzen sich Design-Thinking und Lean-Startup dadurch, dass Design-Thinking beschreibt, nach welchen Prinzipien und mit welchen Methoden die Prototypen zu erstellen sind und Lean-Startup die Prinzipien beschreibt, wie das Team zusammen mit den Kunden und dem Markt schnellstmöglich lernen kann. Damit bewegt sich Design-Thinking eher auf einer niedrigeren Ebene und Lean-Startup auf einer höheren, wobei sie sich eben nicht ausschließen, sondern sehr ergänzen.

Das P4-Framework führt neben den Samples (=Prototypen) auch das Konzept der Knowledge Gaps ein, um die verschiedenen Elemente zusammenzuführen und darüberhinaus auch die Produktentwicklung in späteren Reifegraden (bzw. Phasen) zu berücksichtigen.

Die agilen Frameworks Nexus, Scrum@Scale, LeSS und SAFe beschreiben, wie das P4-Framework, eine skalierende Struktur von Scrum und Kanban und sind daher als Betriebssystem für eine agile Organisation ebenfalls gut geeignet. Diese gehen aber nicht auf die Besonderheiten der physischen Produktentwicklung ein.

Fazit: Es geht meines Erachtens bei der Diskussion um Scrum, Design-Thinking und Lean-Startup nicht um das  Entweder-Oder und das Wann-Was, sondern um die geeignete Kombination. Das P4-Framework integriert die verschiedenen Elemente und Strukturen dabei weitestgehend.

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