Ein Wandel der Organisationskultur braucht Verhaltensänderungen

Die Veränderung einer Organisation funktioniert nur, wenn die Organisationskultur dafür geeignet ist oder diese Kulturänderung Teil der Veränderung ist. Aber, was ist eigentlich Organisationskultur? Hier ist meine Definition:

Organisationskultur ist das als normal erachtete Verhalten von Menschen innerhalb der Organisation und wie der Rest der Organisation darauf reagiert.

Man könnte auch sagen, es ist das von der Organisation „erlaubte“ Verhalten.

  • was Manager sagen, wie sie handeln und wie die Mitarbeiter darauf reagieren,
  • wie Prozesse definiert werden und wie diese dann „gelebt“ werden und
  • das Verhalten der Mitarbeiter und wie dies vom Management toleriert wird.

Verhalten basiert auf Überzeugungen und Erfahrungen, die aufgrund von des eigenen Verhaltens gemacht werden. Die daraus resultierenden Anreize führen zur Festigung der Überzeugungen (innere Feedback-Schleife im Bild unten). Interessanterweise kann sich das Verhalten der selben Personen in unterschiedlichen Umgebungen gänzlich unterscheiden, z.B. innerhalb verschiedene Organisationen oder Projekte.

Aus wiederholtem Verhalten und den Reaktionen anderer, werden Paradigmen, Haltung und Einstellungen, sowie und Gewohnheiten (äußere Feedback-Schleife im Bild unten). Durch die zeitliche und örtliche Entkopplung der unterschiedlichen positiven und negativen Effekte bringen Menschen diese in der Regel nicht in Zusammenhang. Daher ist hierfür eine bewußte Analyse notwendig

Wie wird nun Organisationskultur verändert?

„If you want something new, you have to stop something old.“ Peter F. Drucker

Kulturveränderungen (also Verhaltensänderungen) können nicht durch Ansage oder per Strategiepapier erzeugt werden. Solche Änderungen müssen vorgelebt und eingeübt werden. Sie bestehen entweder aus einer Änderung, WAS  die Organisation tut oder WIE sie es tut! Mitarbeiter müssen erfahren und erleben, dass neues Verhalten und das Weglassen von altem Verhalten nicht sanktioniert wird, sondern zu positiven Reaktionen und Effekten führt.

Nur ein geringer Anteil der Mitarbeiter ist von sich aus bereit, neue Dinge auszuprobieren. Fallen durch geändertes Verhalten positive Effekte (Incentives) weg oder kommt sogar negatives Feedback, wird auch dieser Personenkreis das neue Verhalten nicht lange beibehalten. Daher ist es wichtig, dass die Organisation möglichst früh eine positive Feedback-Schleife erzeugt.

Auf der anderen Seite sollte altes Verhalten nicht sofort und hart sanktioniert werden. Es sollte eine angemessene Übergangszeit eingeplant werden.

Veränderungen entstehen in drei größeren Schritten:

  1. Transparenz und Erkenntnis: Nur durch Transparenz können wir Dinge ändern. Ein erster wichtiger kleiner Schritt ist dabei, offen über Probleme zu sprechen. Hier ist die Scrum/P4-Retrospektive ein helfendes Element. Sehr wichtig ist, dass wir hinter die Dinge schauen und versuchen, die Gründe und Ursachen dahinter zu verstehen.
  2. Systemverständnis: Problemgründe und Ursachen folgen meist einem sich wiederholenden Muster. Es ist daher wichtig das Verhalten, die Anreize und Überzeugungen zu analysieren. Die erreicht man durch Systemmodellierung der Ursachen und deren Wirkungen.
  3. Systemveränderung: Der dritte wichtige Schritt ist die Veränderung in kleinen Schritten. Häufig müssen die Veränderungen von anderen Personen durchgeführt werden, als von den analysierenden, oder den Personen, die die nachteiligen Wirkungen zu spüren bekommen. Dies erfordert Überzeugungsarbeit, wobei aber die Systemmodell helfen.
  4. Wiederholung: Nur dadurch entsteht eine kontinuierliche Verbesserung

Das positive Feedback für die ganze Organisation benötigt leider meist eine längere Zeit (siehe Grafik), der Wegfall von persönlichen Vorteilen durch alte „lokale Optimierungen“ spüren die Betroffenen meist viel eher. Daher sollten die weggefallenen Vorteile in irgendeiner Form ausgeglichen werden, zumindest übergangsweise. Zumindest müssen die Änderungen klar erklärt werden.

P4 Management should be P4: Prescient, Proactive, Perseverant & Patient“ (vorausschauend, proaktiv, beharrlich & geduldig).


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