Alte Prinzipien und Praktiken:
Es ist erstaunlich, wie lange sich überholte Praktiken in unseren Organisationen halten. Über die Gründe dafür kann ich nur spekulieren: Vielleicht weil sie relativ simpel sind und weil sie kurzfristig recht gut funktionieren.
Interessanterweise wurde die universelle Wirksamkeit all dieser Praktiken inzwischen widerlegt. Welche sind dies im Einzelnen:
- „Konkurrenz der Individuen erzeugt Wohlstand der Nationen“ nach Adam Smith (1776). Widerlegt durch John Nash’s Game-Theorie (1950): Tatsächlich erzeugt die Konkurrenz der Individuen innerhalb der Organisation sehr viel Reibung und Verluste. Wir beschäftigen uns mehr mit uns selbst, als mit dem Erfolg am Markt.
- Bürokratie und singuläre Hierarchie nach Max Weber (ca. 1894). Widerlegt durch Parkinson’s Gesetz des Bürokratiewachstums (ca. 1950): Parkinson zeigt, wie Bürokratie sich selbst nährt und vervielfacht. Allmächtige Herrscher entwickeln sich immer zu Despoten.
- Effizienzgetriebenes „Scientific Management“ nach Frederic Winslow Taylor (1911). Trennung von Denken und Ausführung. Heutige Bedeutung widerlegt (Taylor bathtub): Die Bedeutung von mechanischer Arbeit, die durch kluge Köpfe gesteuert wird, nimmt drastisch ab. In der heutigen komplexen Arbeitswelt sollten die (Wissens-)arbeiter ihre Arbeit am besten selbst planen und organisieren (Peter F. Drucker).
Neue Prinzipien und Praktiken
Wie wir gesehen haben, wurden die alten Praktiken bereits sehr früh widerlegt. Trotzdem halten sie sich sich bis heute. Was sind nun die neuen Praktiken.
- Qualitätsfokus und PDCA-Zyklus nach W. Edwards Deming (ca. 1950)
- Flow, Pull, Continuous Improvement, People Empowerment: Toyota Production System nach Taiichi Ono (1950-1960). Vorsicht! Das erste Ziel ist nicht das Eliminieren von Verschwendung. (siehe hier)
- Theory of Constraints & Critical Chain nach Eliyahu M. Goldratt (1978).
- Systems-Thinking und die lernende Organisation nach Peter M. Senge (1990).
Das Problem mit den neuen Praktiken ist, dass sie sich nicht so einfach erschließen. Sie müssen verstanden und meist sogar „gefühlt“ werden, bevor man sie wirklich versteht. Außerdem muss für deren Verwirklichung erst Zeit und Arbeit investiert werden, bevor erste Früchte geerntet werden. Dafür funktionieren die Dinge danach aber um vieles besser und reibungsloser und und für alle angenehmer.
2020! Eine neue Dekade hat begonnen. Warum diese also nicht mit guten Vorsätzen starten?