Gap-Mapping: Transparente Strukturierung von Produktentwicklungen

Bei der Diskussion, was Produktentwicklung eigentlich ist, vertrete ich gerne das Mantra, dass Produktentwicklung das „Management von Unsicherheit“ ist.

Leider glauben viele, nur mit einem detaillierten Plan zum Ziel zu kommen, in dem dieser dann nur noch ausgeführt wird. Solche Pläne werden auch gerne vom Management verlangt, damit ein Vorhaben überhaupt erst starten darf. Solche aktivitätsbasierenden Pläne haben aber gleich mehrere Nachteile:

  1. Sie sind zu sehr detailliert und bestehen daher meist aus mehreren Hundert Einzelschritten,
  2. Sie unterliegen einer großen Änderungsrate, weil sich Aktivitäten sehr schnell ändern können, wenn Neues gelernt wird,
  3. Der Verwaltungs- und Pflegeaufwand ist sehr groß,
  4. Die inhaltlichen Unsicherheiten und Risiken sind nicht sichtbar.

In Wirklichkeit geht es aber doch viel mehr darum einen Überblick zu bekommen, was bereits bekannt ist und noch viel mehr, was noch unbekannt ist und damit noch erarbeitet werden muss, um dann daraus Aktivitäten ableiten zu können, die Erkenntnisgewinne erzeugen und nachhaltige Entscheidungen ermöglichen. Für eine übersichtliche Darstellung dieser sogenannten Knowledge-Gaps habe eine Darstellung entworfen, die ich Gap-Map nenne.

Die Gap-Map

Die Gap-Map zeigt auf dem Hintergrund einer geeigneten Darstellung des „System-under-Development“ und seines Kontexts, die dazugehörenden Knowledge-Gaps als rotes Post-it. Grüne Post-its visualisieren Elemente und Schnittstellen, die nicht geändert werden oder im Laufe des Vorhabens bereits durch Gelerntes entschieden wurden.

Folgende Dinge können über die Gap-Map abgelesen werden:

  1. Bereiche, mit einer Häufung von Knowledge-Gaps bedürfen einer höheren Aufmerksamkeit
  2. Die Summe aller gewichteten Knowledge-Gaps ergeben den (Rest-)Aufwand der Produktentwicklung! Die Gewichtung bzw. Aufwandsschätzung wird von dem durchführenden, interdisziplinären Team vorgenommen, z.B. mittels Planning Poker.
  3. Knowledge-Gaps sind Backlog-Elemente auf einer hohen Flughöhe und werden durch Herunterbrechen (Refinement) in kleinere, ausführbare Elemente zerlegt. Damit stellen Knowledge-Gaps den inhaltlichen Plan der Produktentwicklung dar.
  4. Knowledge-Gaps ermöglichen ein einfaches Risiko-Management, da sie die produktbezogenen Unsicherheiten darstellen. (Achtung: Organisatorisches Risikomanagement ist zusätzlich notwendig)
  5. Wenn alle roten Post-its in grüne Post-its verwandelt wurden ist die Produktentwicklung beendet

Durch die Einfachheit und Übersichtlichkeit stellt eine Gap-Map ein hervorragend geeignetes Kommunikationsmittel zwischen dem Team und dem Management dar.

In der agilen Produktentwicklung haben sich Gap-Maps bestens bewährt. Auch für „Projektrettungsaktionen“ eignet sich die Gap-Map, um allen Beteiligten einen schnellen und kompletten Überblick über die aktuelle Situation zu ermöglichen.

Schreibe einen Kommentar